Arvo Pärt Essentials

2025 feiert Arvo Pärt, einer der großen Protagonisten der zeitgenössischen geistlichen Musik, seinen 90. Geburtstag. Die scheinbar minimalistische Schlichtheit und die zeitlose, fast statische Schönheit seiner bekanntesten Werke gründen auf zwei Fundamenten: einer Liebe zu gregorianischen Chorälen und einem tiefen Glauben, der sich angesichts sowjetischer Kulturunterdrückung noch verstärkte. Der estnische Komponist wurde 1935 geboren und studierte am Konservatorium von Tallinn. Seine modernistischen Ambitionen zeigte er erstmals in Partituren wie der kantigen Collage „Credo“ (1968) für Chor und Orchester, die von Versen aus dem Matthäusevangelium inspiriert ist. Das Werk verärgerte jedoch die sowjetischen Behörden, die dem weitgehend atonalen Stück eine „politische Zielsetzung“ unterstellten. Pärt wurde verhört, und das Stück wurde kurz nach seiner Uraufführung verboten. Es war ein Wendepunkt für den Komponisten, der beschloss, ein neues Kapitel aufzuschlagen, den Serialismus hinter sich zu lassen und einen neuen Kompositionsstil zu entwickeln. Die daraus entstandenen „Tintinnabuli“-Werke, benannt nach ihren glockenartigen Klangfarben, begannen 1976 mit „Für Alina“ und entwickelten sich im folgenden Jahr mit einer Reihe bedeutender Stücke sprunghaft weiter – darunter „Fratres“, „Cantus in Memory of Benjamin Britten“, „Summa“ und „Tabula Rasa“. „Ich habe entdeckt, dass es genügt, wenn eine einzige Note wunderschön gespielt wird“, sagte Pärt einmal über seinen reduzierten Kompositionsstil. „Eine Note, ein stiller Schlag oder ein Moment der Stille tröstet mich. Ich komponiere mit den primitivsten Mitteln – mit dem Dreiklang, mit einer Tonalität. Die drei Noten eines Dreiklangs sind wie Glocken. Deshalb nenne ich das Ganze auch Tintinnabuli.“ Nachdem der Komponist 1980 die Sowjetunion verlassen und sich in West-Berlin niedergelassen hatte, erlangte er dank Manfred Eichers ECM Records Kultstatus. „Vor mehr als 40 Jahren hörte ich zum ersten Mal Musik von Arvo Pärt“, erzählt Eicher gegenüber Apple Music Classical. „Die Begegnung war unerwartet und prägend. Die leuchtende Klanglandschaft mit ihrer Geste der Stille war einzigartig und weckte in mir den Wunsch, den Komponisten zu treffen und seine Musik aufzunehmen.“ Werke wie „Kanon Pokajanen“, „Passio“, „The Deer’s Cry“ und „Adam’s Lament“ fanden ein Massenpublikum, das nach Spiritualität suchte, zugleich aber von Religion entfremdet war. Dadurch wurde Pärt zu einem der weltweit meistgespielten Komponisten.