
- WIR EMPFEHLEN
- 1991 · 4 Titel · 54 Min.
Sinfonie Nr. 1 in D‑Dur
“Titan”
Es dauerte eine Weile, bis Gustav Mahlers „Sinfonie Nr. 1“ ihre endgültige Form erhielt. Bei der Uraufführung im Jahr 1889 trug die sinfonische Dichtung noch den Titel „Titan“, ein Bezug auf den populären Roman des Schriftstellers Jean Paul aus dem 19. Jahrhundert. Mahler hatte zu dem fünfsätzigen Werk ein vielschichtiges literarisches Programm erarbeitet, das sich sowohl auf den „himmelstürmenden“ Protagonisten des Romans als auch auf eine zum Scheitern verurteilte Liebesaffäre bezog – mit dem Hinweis, dass Mahler selbst der eigentliche Held beider Geschichten sei. Doch sowohl von dem Programm als auch vom zweiten Satz verabschiedete sich Mahler: Er überarbeitete und erweiterte auch die Orchestrierung und stützte sich dabei auf seine Erfahrungen als Operndirigent. Die endgültige Fassung von 1899 ist ganz klar eine Sinfonie, allerdings nicht so abstrakt wie die seines älteren Zeitgenossen Johannes Brahms: Die Musik erzählt eindeutig eine Geschichte voller Leidenschaft und hat Gespür für atmosphärische Szenerien, die Richard Wagner beinahe übertreffen. Die Interpretation der Geschichte und die Deutung der Botschaft sind jedoch nicht länger durch den Komponisten programmatisch vorgegeben. Wie so oft bei Mahler gibt es zahlreiche kryptische Hinweise: Verweise auf seinen tragischen Liederzyklus „Lieder eines fahrenden Gesellen“, Anklänge an österreichische und jüdische Volksmusik.