- WIR EMPFEHLEN
- 1979 · 1 Titel · 15 Min.
Boléro
M. 81
Wäre es zu weit hergeholt, Maurice Ravels beliebtestes Werk als einen frühen Vorläufer des Minimalismus zu bezeichnen? Da ist beispielsweise das sich ständig wiederholende Thema des „Boléro“. Mit seinen modalen Schattierungen des Orientalismus und den eindringlichen Rhythmen hat es etwas von jener hypnotischen Qualität, die aus den Tonbandloop-Experimenten von Steve Reich und Terry Riley im Kalifornien der 1960er-Jahre hervorging. Und die Liebe zum Mechanischen ist nie weit entfernt: Bei der Uraufführung als Ballett an der Pariser Oper im Jahr 1928 wollte der Komponist den spanisch angehauchten Tanz vor einer Fabrikkulisse inszenieren. Vor allem ist dieses Werk aber von Ravels Liebe zum Orchester durchdrungen – die Musik gewinnt mit jeder Wiederholung des Themas an Volumen und Intensität. Das von Ida Rubinstein in einer Choreografie von Bronislava Nijinska getanzte Ballett war von Anfang an ein durchschlagender Erfolg und nahm schnell ein orchestrales Eigenleben an, das 1929 unter der Leitung von Arturo Toscanini uraufgeführt wurde. Die konzertante Aufführung sorgte dabei auch wegen einer Meinungsverschiedenheit zwischen Komponist und Dirigent für Aufsehen: Ravel bevorzugte ein langsameres Tempo. Der Streit brachte „Boléro“ wiederum nur noch mehr Aufmerksamkeit – und letztendlich größere Anerkennung.