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- 2009 · 4 Titel · 1 Std. 7 Min.
Sinfonie Nr. 4 in Es‑Dur
WAB104 · “Die Romantische”
Anton Bruckner gab seiner „Vierten Sinfonie“ den Beinamen „Die Romantische“. Tatsächlich sind alle seine Sinfonien eindeutig Produkte der romantischen Ära des 19. Jahrhunderts. Doch die „Vierte“ zeichnet sich durch eine besondere Kraft aus, Bilder heraufzubeschwören, vor allem die weiten Wälder und großen Flüsse seiner Heimat Oberösterreich. Die Eröffnung mit einem hohen Solohorn, das über leise schimmernden Streichern erklingt, ist eine der magischsten im sinfonischen Repertoire. Der zweite Satz erinnert an eine langsame, traumhafte Prozession durch geheimnisvolle, von Vogelstimmen erfüllte Wälder und das Scherzo präsentiert sich als aufregende Jagdmusik, mit einem sanfteren, gemütlich ländlichen Trio. Bruckners Musik birgt aber noch etwas anderes, das weit weniger mit dem Zeitgeist zu tun hat: einen tiefen Mystizismus, der in seiner ruhigen Zuversicht fast mittelalterlich anmutet, mit einem Gefühl für komplexe Proportionen, wie es in der Architektur der alten Kathedralen zu sehen ist. Dieses Gespür für den „spirituellen“ Aufbau ging jedoch mit einigen Mühen einher: Wie üblich überarbeitete Bruckner die „Vierte Sinfonie“ mehrmals gründlich, bevor er sie 1880 – in der heute üblicherweise gespielten Fassung – abschloss. Während die ersten drei Sätze in der endgültigen Partitur eine große Selbstverständlichkeit ausstrahlen, vermuten viele, dass ihm das lange Finale nie ganz gelungen ist. Das abschließende, mitreißende Crescendo ist hingegen die großartigste Demonstration einer unaufhaltsamen Spannungssteigerung, die Bruckner je ersonnen hat. Die Brillanz seiner späteren Sinfonien zeichnet sich hier bereits ab.