La mer
„La Mer“ („Das Meer“) ist heute das meistgespielte Orchesterwerk von Claude Debussy und gilt als eines seiner größten Meisterwerke. Doch bei der Uraufführung in Paris, kurz nach der Fertigstellung der Partitur im Jahr 1905, verwirrte es sowohl die Presse als auch das Publikum. Ein Grund dafür könnte die unzulängliche Umsetzung gewesen sein: Im Vergleich zu Debussys früherer Orchestermusik ist das Idiom von „La Mer“ raffinierter und komplexer und daher auch anspruchsvoller zu spielen. Das Werk hebt sich zudem stark von der stilisierten Seeliteratur der romantischen Tradition ab. Debussy liebte das Meer und seine sich ständig verändernden Wasser- und Lichteffekte. Die „drei sinfonischen Skizzen“ – wie er sie nannte –, aus denen „La Mer“ besteht, bezogen sich aber auch auf sein Interesse an der Darstellung des Meeres in Gemälden, insbesondere in denen von Claude Monet und William Turner. Der erste der drei Sätze, „De l’aube à midi sur la mer“ („Von der Morgendämmerung bis zum Mittag auf dem Meer“), entwickelt sich von den nebelverhangenen Anfängen zu einer wunderschön Abfolge von wechselnden Orchesterstimmungen und gipfelt in einem Höhepunkt voll sonnendurchfluteter Pracht. „Jeux de vagues“ („Spiel der Wellen“) ähnelt in seinem rasanten Tempo und seiner Virtuosität einem zentral platzierten sinfonischen Scherzo. Und das Finale, „Dialogue du vent et de la mer“ („Dialog zwischen Wind und Meer“), ist ein überwältigendes Bild von sich aufbäumenden Wellen und tosendem Sturm, mit einem Zwischenspiel von unruhiger Windstille im Mittelteil.