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- 2019 · 24 Titel · 1 Std. 12 Min.
Die Winterreise
D911, Op. 89
Während der Schwerpunkt in Franz Schuberts späten Jahren eher auf Kammer- und Klaviermusik lag, verbindet der Zyklus „Die Winterreise“ sein angeborenes Gespür für Lieder mit der sicheren Beherrschung eines groß angelegten formalen Denkens. Die Texte – Gedichte von Wilhelm Müller (1794-1827) – nahm sich Schubert und schrieb die ersten zwölf Lieder im Februar 1827. Weitere zwölf folgten im Oktober. Ihre introspektive Düsternis wird oft der Syphilis zugeschrieben, an der Schubert erkrankt war und ein Jahr später starb, obwohl existenzielle Themen schon lange ein Merkmal seiner Lieder waren. Der Erzählstrang von Müllers Gedichten ermöglichte eine kontinuierliche, 70 Minuten dauernde Abfolge, die durch subtile klangliche Beziehungen zwischen den Liedern besticht. Ihren grundlegenden Zusammenhalt bildet allerdings die Reise des Erzählers. Sie beginnt mit dem eröffnenden „Gute Nacht“, in dem ein plötzlicher Liebesverlust – der Grund für die Reise – thematisiert wird. Das zwölfte Lied, „Einsamkeit“, handelt von dem Leben, das den Reisenden umgibt und dessen Isolation noch verstärkt, während in „Die Post“, Nr. 13, die Geliebte einen falschen Hoffnungsschimmer weckt, bis der Zyklus mit dem 24. Lied sein Ende findet. Er wurde Ende 1827 vom Bariton Johann Michael Vogl uraufgeführt und ein Jahr später veröffentlicht, wobei Schuberts Korrektur der Druckfahnen der zweiten Hälfte seine letzte schöpferische Aufgabe vor seinem Tod war.