Sinfonie Nr. 9 in D‑Dur

Keine Sinfonie von Gustav Mahler bietet eine intensivere spirituelle und emotionale Reise als die „Neunte“. Mahler hatte sich schon immer mit dem Tod beschäftigt – in wie vielen seiner Sinfonien gibt es keinen Trauermarsch? Aber der traumatische Verlust seiner Tochter im Jahr 1907 und die anschließende Diagnose eines Herzfehlers verliehen seiner Auseinandersetzung mit der Sterblichkeit eine neue Dringlichkeit. Die „Neunte Sinfonie“ schwankt zwischen schaurigen Begegnungen mit dem Tod und einem gesteigerten Gefühl für die herzzerreißende Schönheit und Zerbrechlichkeit des Lebens. In ihr finden sich Anklänge an die fallende zweinotige „Ewig“-Figur aus der jüngsten Liedersinfonie „Das Lied von der Erde“ und das fallende dreinotige Motiv aus Ludwig van Beethovens Klaviersonate „Les Adieux“, die Mahler als Student spielte. Der lange erste Satz führt uns durch eine erstaunliche Vielfalt an Emotionen und Texturen, woraufhin der zunächst robuste, unter freiem Himmel getanzte zweite Satz wie ein Schock wirkt, auch wenn er schließlich manisch und düster wird. Es folgt ein stürmisches, raues Rondo, in dessen Herz eine ergreifende Trompete gen Himmel strebt, aber scheitert. Dann folgt das erstaunliche Adagio-Finale, dessen Qualen und gedämpfte Traurigkeit wie der letzte Todeskampf und die Erlösung eines verzweifelt geliebten Menschen wirken. Nimmt Mahler sein eigenes Ende vorweg oder verarbeitet er seinen Verlust? Ein letztes Echo in den „Kindertotenliedern“ scheint Letzteres zu bestätigen, aber es könnte leicht beides sein.

Ähnliche Werke

Wähle ein Land oder eine Region aus

Afrika, Naher Osten und Indien

Asien/Pazifik

Europa

Lateinamerika und Karibik

USA und Kanada