Orchestersuite Nr. 3 in D‑Dur

BWV1068

Im Gegensatz zu den sechs „Brandenburgischen Konzerten“ waren Bachs „Orchestersuiten“ (er selbst bezeichnete sie als „Ouvertüren“) nicht als ein Werkkomplex konzipiert. Und obwohl sie ihre endgültige Form wahrscheinlich in Leipzig erreichten, wo sie sich perfekt für die geselligen Kaffeehausrunden des studentischen Collegium Musicum eigneten, erstreckt sich ihre Entstehungszeit wohl über mehr als zwei Jahrzehnte. Ihr Aufbau lehnt sich dabei an das von Jean-Baptiste Lully etablierte französische Modell an, bei dem einer Abfolge von Tanzsätzen eine Ouvertüre vorangestellt ist, deren äußere Abschnitte mit ihrem feierlichen Pomp einen schnelleren Kern im Stil einer Fuge umschließen. Bach passte diese französische Grundidee seiner eigenen Art zu komponieren an und setzte die Suiten sehr unterschiedlich in Szene. Mit ihren feierlichen Verzierungen durch Trompeten, Pauken und Oboen sind die „Suite Nr. 3“ und die „Suite Nr. 4“ die überschwänglichsten der vier Suiten. Dabei sind die Blechbläser- und Bläserverzierungen in der dritten Suite wahrscheinlich eine spätere Ergänzung – manche Musikwissenschaftler:innen vermuten ein reines Streicher-Original. Und während die reduzierte Version bei der Aufführung absolut überzeugend klingt, lässt sich nicht leugnen, dass es genau diese Erweiterung ist, die der Suite ihr besonders feierliches Flair verleiht. Nach einer ausgesprochen entschlossenen Ouvertüre mit rasanten, konzertanten Passagen für Solovioline bietet das berühmte Air eine Oase der Ruhe. Aber es geht nicht nur um die Geigenmelodie. Die maßvollen Oktavsprünge der Bässe und die tieferen Violinen und Bratschen mit ihrer üppigen Textur sorgen für eine wunderbar ruhige Gelassenheit. Nach der Ruhe bittet Bach aber noch einmal zum Tanz: Er beschließt die Suite mit einem Paar kämpferischer Gavottes, einer kernigen Bourrée und einer ausgelassenen Gigue.

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