Klaviersonate Nr. 17 in d‑Moll
Die „Klaviersonate Nr. 17 d‑Moll op. 31 Nr. 2“ ist voll von formaler Innovation und tiefem persönlichem Ausdruck – Qualitäten, die sie mit den großen Moll-Werken aus Ludwig van Beethovens Reifezeit verbinden. Sie wurde Ende 1802 fertiggestellt, einem turbulenten Jahr für den Komponisten, in dem er den Verlust seines Gehörs verkraften musste. Auf die Frage seines – notorisch unzuverlässigen – Biografen Anton Schindler, wie er dieses Werk interpretieren solle, antwortete Beethoven, er solle Shakespeares „Der Sturm“ lesen. Es mag sein, dass Beethoven vom Stück wenig mehr kannte als seinen deutschen Titel, aber der daraus resultierende Spitzname beschwört treffend die Turbulenz und Kraft der Musik. Beethoven bricht gleich zu Beginn mit formalen Konventionen, indem er ein zaghaftes Arpeggio im Largo mit Ausschnitten des Allegros im Hauptsatz abwechselt und das Largo in strukturell wichtigen Momenten später im Satz wieder aufgreift. Das zentrale Adagio in B‑Dur veranschaulicht Beethovens Fähigkeit, eine erhabene Wirkung mit scheinbar einfachen Mitteln zu erzielen. Nach einer Eröffnung von verzückender Eleganz wird eine klangvolle Melodie von trommelwirbelähnlichen Rhythmen abgelöst, die die Textur über weite Strecken des Satzes untermauern. Das Allegretto-Finale mischt Anmut und Pathos mit einer aufwühlenden Energie, nicht unähnlich dem Finale von Wolfgang Amadeus Mozarts „Klaviersonate in a‑Moll, KV 310“ (1778). Wie im ersten Satz endet Beethoven leise, und die Musik klingt noch lange nach dem letzten Ton nach.