Sinfonie Nr. 4 in B‑Dur
Op. 60
Ludwig van Beethoven begann 1804 mit den Skizzen zu seiner „Fünften Sinfonie“, kurz nachdem er die „Eroica“ („Dritte Sinfonie“) fertiggestellt hatte. Aber ihm schien klarzuwerden, dass die Ideen noch nicht ausgereift waren, also legte er sie beiseite und komponierte 1806 eine weitere Sinfonie, die „Vierte“. War sie eine Art sinfonische Kur? Oberflächlich betrachtet, scheint die „Vierte“ tatsächlich ein leichteres Werk zu sein als die Nummern „3“ und „5“. Komponiert für das kleinste Orchester, das Beethoven in einer Sinfonie verwendete, sind die Proportionen eher klassisch und der Charakter der Sinfonie mag insgesamt heiterer wirken, mit vielen Beispielen für Beethovens oft unterschätzten Sinn für Humor. Doch bei näherem Hinsehen fällt die subtile Kühnheit des Werks in fast jeder Phase auf. Obwohl die Sinfonie in einer hellen Dur-Tonart steht, beginnt sie mit einer langen, düster-forschenden, langsamen Einleitung – beinahe ein eigener Satz. Die Explosion des Lichts, die das Allegro einläutet, gehört zu den dramatischsten Momenten in all seinen Sinfonien. Das Adagio ist wunderschön und tiefgründig, mit Licht- und Schattenelementen, die an die Romantik heranreichen. Auf ein mitreißendes Allegro vivace in Form eines kreisenden Scherzo folgt ein rasantes Finale, das in einem Moment der Zärtlichkeit endet, resultierend in einem Ausbruch ausgelassenen Gelächters. Auch wenn sie nicht den epischen Charakter ihrer sinfonischen Nachbarn hat, ist die „Vierte“ in jeder Hinsicht bemerkenswert.