Missa solemnis in D‑Dur

Op. 123 · “Feierliche Messe”

Die lateinische Messe, das rituelle Gedenken an das letzte Opfer Christi, dreht sich im Besonderen um Gottes Barmherzigkeit und die Erlösung des Menschen. Ludwig van Beethoven nahm sich 1807 erstmals des alten heiligen Textes an und vertonte ihn. Den Schlusssatz seines Werkes krönte er mit Musik, die suggeriert, dass das Gebet um Barmherzigkeit erhört wurde. Seine „Missa solemnis“, ein Werk von monumentalen Ausmaßen, das zwischen 1819 und 1824 entstand, endet mit einem martialischen Trompetenstoß, der jede tröstliche Gewissheit des Friedens auf Erden untergräbt und die Möglichkeit der ewigen Erlösung infrage stellt. Die schiere Klangfülle der Komposition, die plötzlichen dynamischen Kontraste und die rasanten Fugen gehen für die Ausführenden, insbesondere den Chor, mit extremen körperlichen Anforderungen einher. Es scheint fast, als wollte Beethoven seine eigenen Gebrechen und die schöpferische Mühe, die erforderlich war, um das Werk zum Leben zu erwecken, zur Schau stellen. Die Anstrengung ist am intensivsten in den Teilen der Messe zu spüren, die üblicherweise mit Ausdrucksformen der Freude verbunden sind und die im Gloria von Chor und Orchester und der überwältigenden „Et vitam venturi“-Fuge aus dem Credo verstärkt werden. „Missa solemnis“ fühlt sich trotz ihrer Größe manchmal wie eine private Kommunion mit Gott an, ein Zustand, der sich in der Notiz widerspiegelt, die Beethoven auf die erste Seite der autografischen Partitur des Werks geschrieben hat: „Von Herzen – Möge es wieder – Zu Herzen gehen!“ Das eröffnende Kyrie schließt mit einer Art empörten Forderung nach Barmherzigkeit, während das Credo – das grundlegende Bekenntnis zum Glauben an die Heilige Dreifaltigkeit – auch als Hymne an die Menschlichkeit verstanden werden könnte. Und doch gibt es Momente, wie das „Et incarnatus“ und die leuchtende Vertonung von „Et homos factus est“, die tiefe Ehrfurcht vor dem lebendigen Gott vermitteln.

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