Streichquartett Nr. 15 in a‑Moll
Ludwig van Beethovens „15. Streichquartett in a-Moll Op. 132“ entstand im Jahr 1825 und wurde eigentlich vor Op. 131 komponiert – die zeitliche Einordnung schien dem Komponisten aber wenig zu bedeuten. Generell fügen sich seine späten Quartette nicht in eine größere, fortlaufende Geschichte ein. Jedes ist eine ganz eigene Welt. So unterscheidet sich Op. 132 nicht nur in der Dunkelheit der Moll-Tonart von Op. 131, sondern auch in der Gesamtform. Der Kontrast zwischen den Stimmungen der fünf Sätze ist deutlich: Nur die letzten beiden Sätze sind miteinander verbunden und es bleibt den Hörer:innen überlassen, sie als eine spirituelle Reise zu interpretieren – denn genau das scheint Op. 132 letztlich zu sein. Eine ruhige, langsame Einleitung stellt das Grundthema vor, aus dem ein rätselhaftes Allegro zu quirligem Leben erwacht. Was folgt, wirkt im ersten Moment wie ein lockeres Halb-Scherzo, Halb-Minuett. Doch der Anschein trügt, denn das Herzstück des Quartetts ist der gewaltige, langsame, dritte Satz – von Beethoven mit dem Zusatz „Heiliger Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit, in der lydischen Tonart“ versehen. Er beginnt wie eine Kirchenmotette der Renaissance und schwingt sich mit innovativen Spielelementen zu ekstatischen Höhen auf. Der vierte Satz folgt mit einem in Stakkato gehaltenen Marsch, der in schneller Folge von einem Violin-Rezitativ unterbrochen wird, das in ein emotionales Finale mündet. Es basiert auf dem tragischen, klagenden Thema, das Beethoven einst für das Finale seiner „Neunten Sinfonie“ vorgesehen hatte.