Der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Komponist Kevin Puts schrieb „Home“ 2019 für das Miró Quartet. Nun gibt das Werk den sprichwörtlichen Ton dieses Albums an: Der getragene Eröffnungssatz wurde zwar bereits in einer Chorversion vorgestellt, als das Quartett 2023 auf dem Album „House of Belonging“ der Vokalgruppe Conspirare zu hören war. Hier, in seiner ursprünglichen Form, ist das Werk Ausgangspunkt einer aufrüttelnden Reise. Inspiriert vom syrischen Bürgerkrieg und der daraus resultierenden Flüchtlingskrise, enthält der letzte Teil alarmierende Schreie, die an die Geräuschkulisse eines Feuerwerks oder an das Peitschen von Schüssen erinnern.
Nach den beruhigenden Klängen von George Walkers Molto adagio aus dem „String Quartet No. 1“ (1946) folgt Caroline Shaws „Microfictions [volume 1]“. Als Inspiration für die sechs kurzen Stücke, die Shaw während der Covid-Pandemie in einer kleinen Wohnung in Manhattan schrieb, dienten die auf Twitter veröffentlichten „Microfictions“ des Autors T. R. Darling: Jedem von Shaws Stücken ist eine eigene „Microfiction“ vorangestellt, die von ihm gelesen wird. Besonders eindrucksvoll ist das letzte Stück, in dem die Musiker ihren Instrumenten seltsam brodelnde Klänge entlocken.
Samuel Barbers „String Quartet in B Minor“ von 1936 wird intensiv gespielt, wobei das Molto adagio eine Zartheit und Intimität ausströmt, die in der bekannten Adagio-Bearbeitung für Streichorchester oft verloren geht. Als Zugabe spielt das Quartett eine betörende Version von „Over the Rainbow“ im Streicherarrangement von William Ryden.