Pjotr Iljitsch Tschaikowski ist nicht in erster Linie für seine Klaviermusik bekannt, man denkt zuerst eher an seine Sinfonien, Ballette und Konzerte. Dennoch: „Die Jahreszeiten“ ist das Werk eines Komponisten, der dem Soloklavier ganz verfallen war. Der Zyklus aus zwölf Klavierstücken, die jeweils den Charakter eines Monats porträtieren, entstand 1875 als Auftragsarbeit für die Zeitschrift „Nouvellist“. Ursprünglich leiteten Zitate russischer Dichter:innen jedes Stück ein. Tschaikowski ging mit Begeisterung, doch auch Bescheidenheit ans Werk: „Ich werde mich bemühen, mich nicht zu blamieren, und hoffe, Ihnen zu gefallen“, schrieb er dem Verleger.
Beginnend mit dem prasselnden Kaminfeuer im Januar, das den beißenden russischen Winter fernhält, führt Tschaikowski uns durch das geschäftige Treiben einer Februar-Parade, die Verheißung des Frühlings, die langen Sommernächte und die üppigen Ernten im Herbst. Und schließlich zur Magie eines Weihnachtsfests, das mit ziemlicher Sicherheit weiß sein wird. Doch diese Stücke sind weit mehr als einfache Naturporträts, erklärt Lim. „Sie wecken vergessene Gefühle aus dem tiefsten Inneren des Herzens“, sagt er, „Erinnerungen, die kurz in die Gegenwart zurückkehren, nur um wieder zu verschwimmen und zu verblassen.“
Yunchan Lims Aufnahme von „Die Jahreszeiten“ vereint majestätische Größe mit poetischer Zartheit – und trifft damit den Kern kindlicher Unschuld, die dem Werk innewohnt. Keine leichte Aufgabe, wie der koreanische Pianist Apple Music Classical erzählt: „Man darf dieses Werk niemals stereotyp oder lehrbuchhaft spielen“, rät er. „Um Herzen zu berühren, bedarf es unendlicher Stunden hingebungsvollen Übens.“