Bratsche
Über die Bratsche
Wenn Ensembles Torten wären, wären die Bratschen die Buttercreme, mit der sie gefüllt sind. Dabei wurde dem Instrument, das in der Orchester- und der Kammermusik für die nötige Harmonie sorgt, in der Musikgeschichte nur selten eine Solorolle zugesprochen. Doch in den vergangenen einhundert Jahren wendete sich das Blatt: Die Bratsche bekommt immer häufiger in der Kammermusik oder in Solostücken die Chance, ihre Qualitäten zu zeigen. Im Orchester und im Streichquartett ist die Bratsche traditionell das Arbeitstier. Dementsprechend beschränkte sich ihre Rollen im Barock und in der Klassik meist auf Funktionales. Dies änderte sich mit der Romantik, die der Bratsche neue harmonische Möglichkeiten eröffnete und sie ins Rampenlicht stellte. Im 20. Jahrhundert bahnten ihr Komponist:innen wie Sir William Walton, York Bowen und Rebecca Clarke den Weg als Soloinstrument. Dennoch wirst du über die gesamte Musikgeschichte hinweg Momente finden, in denen die Bratsche ganz sie selbst sein darf: Achte auf den treuen Schäferhund im langsamen Satz von Antonio Vivaldis „Frühling“ in „Die vier Jahreszeiten“, den reumütigen Lehrling in den letzten Momenten von Paul Dukas’ „Der Zauberlehrling“ und die strahlenden Stellen in vielen von Ludwig van Beethovens Streichquartetten.
