Schütz: Weihnachtshistorie

Die „Weihnachtshistorie“ von Heinrich Schütz stammt aus den 1660er-Jahren, als der Komponist in seinen Siebzigern war. Mit der Erzählung, die mittels Rezitativen erfolgt, trug diese Arbeit dazu bei, das später von Johann Sebastian Bach entwickelte Modell des Oratoriums zu etablieren. Seine opulente Instrumentalmusik erstrahlt in den Chören und verleiht den Charakteren der Geschichte eine dramatische Farbe. Gamben begleiten den Engel, Blockflöten ertönen neben den Hirten und Blechblasinstrumente verleihen König Herodes Würde. Das Vox-Luminis-Continuo tritt in den intimen Momenten hervor, aber es ist die aufregende Klangfülle des gesamten Orchesters und Chors (von Posaunen und Orgel verstärkt), die in dieser Aufführung wirklich auffällt. Das Vorspiel zum Hauptereignis ist sozusagen eine Auswahl festlicher Motetten von Schütz und seinem produktiven Zeitgenossen Andreas Hammerschmidt, die alle ähnlich lebendig sind. Ihr markanter Einsatz von Dialogen zwischen Ensemblegruppen zeigt den Einfluss des italienischen mehrchörigen Stils, der von räumlich getrennten Chören Gebrauch machte. Das monumentale Magnificat von Schütz ist in dieser Hinsicht am ambitioniertesten. Hammerschmidts freudige „Machet die Tore weit“ und „Freude, Freude, große Freude“ läuten den Messias mit einem tanzenden Dreiertakt ein, während die Choräle von Schützes „O bone Jesu“ mit großer Sensibilität gesungen werden. Das zeitlose Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“ von Michael Praetorius bietet einen Moment erhabener Ruhe.