Johannes Ockeghem

Biografie

Johannes Ockeghem zählt zu den einflussreichsten Chormusik-Komponist:innen der Renaissance. Er entwickelte einen Stil der Mehrstimmigkeit, der den franko-flämischen Vokalkontrapunkt in ein üppigeres und komplexeres Terrain führte. Die Historik geht davon aus, dass er um 1410 geboren wurde und seine bedeutende musikalische Karriere als Sänger an der Liebfrauenkathedrale in Antwerpen begann. Danach übernahm er eine Reihe von prestigeträchtigen Posten in Kirchen und an Königshöfen (Karl VII., Ludwig XI., Karl VIII.). Ockeghems geistliche und weltliche Werke sind in der Regel drei- oder vierstimmig und enthalten oft lange, frei komponierte Melodien – manchmal ohne vorheriges Quellenmaterial, was zu seiner Zeit unüblich war – sowie technisch anspruchsvolle Elemente. Seine Werke zeichnen sich auch durch die Einbeziehung aktiver, manchmal tiefgründiger Basslinien aus. Während seiner Dienstzeit am Hof von Ludwig XI. begann Ockeghem regelmäßig Messen zu komponieren und schrieb 1461 die erste bekannte polyfone Requiem-Vertonung. Manchmal nutzte er diese ausgedehnten Werke, um komplizierte formale Experimente durchzuführen. In seiner „Missa prolationum“ (aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts) verdecken üppige Gesangslinien die Kanonform, die sich durch das ganze Stück zieht. Der 1497 verstorbene Ockeghem hinterließ einen vergleichsweise kleinen Katalog von etwa 14 Messen, zehn Motetten und 20 Chansons, während die ätherischen und prätonalen harmonischen Eigenheiten seiner Werke heute modern und verblüffend klingen.