Streichquartett Nr. 6 in f‑Moll

Op. 80

Nur wenige Werke der Trauer und des Gedenkens legen die Emotionen des zutiefst erschütterten Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy so nachdrücklich und unverblümt offen wie sein letztes Streichquartett. Als er im Mai 1847 vom Tod seiner hochbegabten Schwester Fanny im Alter von 41 Jahren erfuhr, goss Mendelssohn seine Verzweiflung und Trauer in dieses Quartett. Das Werk in der strengen, melancholischen Tonart f‑Moll wird von einem Allegro eröffnet, dessen Unruhe durch starke Tremolos und plötzliche Dynamikwechsel gekennzeichnet ist, wobei selbst die kontrastierende Dur-Musik von wellenförmigen Synkopen destabilisiert wird. Diese Stimmung setzt sich in einem Scherzo fort, das alles andere als verspielt ist: Seine rastlosen Kreuzrhythmen und scharfen Akzente gehen in ein schlichtes Trio über, dessen verschlungenen Linien keineswegs tröstliche Erleichterung bieten. Auch im Adagio wird die schmerzliche Lyrik des Geigengesangs immer wieder durch schmerzerfüllte Klangschattierungen und eindringliche rhythmische Begleitungen verdunkelt. Die zwanghaft kantigen Phrasen und aufflammenden Tremolinos des Finales führen das Werk dann zum kathartischen Abschluss. Wenige Wochen nach der Vollendung seines zu Herzen gehenden, tief berührenden Werkes, das auch als „Requiem für Fanny“ bekannt ist, starb Mendelssohn selbst – mit nur 38 Jahren.

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