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- 2012 · 65 Titel · 2 Std. 29 Min.
Carmen
Nur wenige Opern sind beim zeitgenössischen Publikum so beliebt wie Georges Bizets „Carmen“. Das war aber leider nicht immer so. Die Uraufführung an der Pariser Opéra Comique im Jahr 1875 war alles andere als erfolgreich, und die allgemein schlechten Kritiken könnten sogar Bizets Tod durch einen Herzinfarkt drei Monate später beschleunigt haben. Die Handlung der Oper, die auf einer Novelle von Prosper Mérimée basiert, war für das frühe Publikum ein großes Problem. Bizet hatte gewöhnliche Menschen aus der Arbeiterklasse auf die Bühne gestellt, nicht die Götter, Aristokraten und mythischen Wesen der Operntradition. Carmen selbst ist ein sexueller Freigeist und um sie herum tummelt sich eine Schar von Kleinkriminellen und Möchtegern-Verehrern. Während die Pariser Opernbesucher den Hauch von Zwielicht zunächst nicht ertragen konnten, triumphierte die großartige Musik Bizets bald in den Opernhäusern auf der ganzen Welt. Die verwegene Ouvertüre, Carmens „Habanera“ oder Escamillos „Toreador-Lied“ – all diese und andere Nummern erreichen ein erstaunlich hohes Niveau an melodischem Einfallsreichtum. Und obwohl Carmens Geschichte einer Frau, die von einem verschmähten Liebhaber verfolgt und schließlich ermordet wird, in Zeiten von #MeToo erneut kontrovers erscheint, haben Regisseur:innen neue Wege gefunden, die fesselnde Handlung in die egalitäre Geschlechterpolitik des 21. Jahrhunderts einzubetten.