- WIR EMPFEHLEN
- 1987 · 11 Titel · 1 Std. 25 Min.
Sinfonie Nr. 2 in c‑Moll
Niemand könnte Gustav Mahler einen Mangel an Ehrgeiz vorwerfen. Seine „Sinfonie Nr. 2 – Auferstehung“ (1888-94), die für große Chor- und Orchesterbesetzungen komponiert wurde, beginnt mit einem unmissverständlichen Porträt des Todes (einem der düstersten Trauermärsche Mahlers) und endet mit einer Chorhymne auf die Auferstehung und das ewige Leben. Dazwischen zeichnet die Zweite Sinfonie eine ergreifende Reise durch Terror, Liebe, existenzielle Albträume und eine spektakuläre Beschwörung des Jüngsten Gerichts, bevor sie in ozeanischer Bejahung endet. In Anlehnung an Ludwig van Beethoven und Richard Wagner nutzt Mahler so abstrakt klingende Verfahren wie die langfristige thematische Entwicklung, um eine Musik zu schaffen, die nicht nur eine fesselnde Geschichte zu erzählen scheint, sondern sogar zu philosophischen Schlussfolgerungen einlädt. Aber um was für eine Geschichte handelt es sich? Bei einer Gelegenheit betonte Mahler, dass die religiöse Symbolik des Chorgesangs Auferstehung nicht wörtlich zu nehmen sei: Es sei viel mehr eine Botschaft für das Hier und Jetzt – eine Aufforderung, dieses Leben voll auszuschöpfen. Und doch kann man sich beim Anhören der ekstatischen Stimmenmassen, die im gewaltigen Schluss-Crescendo die Worte „Zu Gott, zu Gott“ rufen, nur schwer des Eindrucks erwehren, dass Mahler das wirklich ernst meinte. Während die Musik erklingt, ist es einfacher, sich ihrer brennenden emotionalen Erzählung hinzugeben und in ihrem fantasievollen Reichtum und ihrer Kraft zu schwelgen.