Johannes-Passion

BWV245

Johann Sebastian Bachs intensive und dramatische „Johannes-Passion“ ist das Gegenstück zu seiner kontemplativeren „Matthäus-Passion". Er hinterließ vier verschiedene Fassungen des Werks, die die jeweiligen Aufführungen zwischen 1724 und 1749 widerspiegeln. Die radikalsten Überarbeitungen erfuhr das Werk bei der zweiten Aufführung im Jahr 1725, als Bach den Anfangs- und Schlusschor änderte und drei neue Arien hinzufügte. Bach gestaltete das Werk so vielschichtig, dass es auf mehreren ineinandergreifenden Ebenen funktioniert. Ausgangspunkt ist zunächst einmal die Passionsgeschichte: Christi Verhaftung, Prozess, Kreuzigung und Begräbnis werden mit den Worten des Johannesevangeliums erzählt – gesungen von einem Tenor-Evangelisten, namentlich genannten Figuren (wie Jesus) und dem Chor, der das jüdische Volk darstellt. In einem gewissen Abstand dazu stehen die acht Arien (in der Fassung von 1724), die mit eigens verfassten Texten versehen sind und den Hörer:innen die Möglichkeit geben, über die biblischen Ereignisse nachzudenken. Diese Betrachtungsebene weitet sich zu einer gemeinschaftlichen Perspektive aus, die von den Chorälen gebildet wird: den traditionellen Hymnen der Bachzeit, deren Texte jede Phase des Dramas in vertrauten Begriffen wiedergeben. Neben diesen drei Ausdrucksebenen entfaltet sich die „Johannes-Passion“ auch auf zwei verschiedenen Zeitebenen: der des biblischen Geschehens und der jeweiligen Gegenwart. Obwohl die erzählten Ereignisse historisch sind, besitzen die Reaktionen darauf (die in den Arien zum Ausdruck kommen) heute noch dieselbe Gültigkeit wie zu Bachs Zeiten.

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