Streichquartett Nr. 14 in cis‑Moll
Ludwig van Beethoven war fast völlig taub, als er 1825–26 sein „Streichquartett op. 131“ komponierte. Nach der Niederlage Napoleons und der Wiederherstellung der alten Mächte im Jahr 1815 hatte er seinen Glauben an die Demokratie verloren – und wohl auch die Hoffnung aufgegeben, jemals eine Frau zu finden. Um es mit den Worten von Thomas Mann zu sagen, war er nun der „einsame Prinz eines geisterhaften Reiches“. Doch in dieser Einsamkeit entstanden Werke, die viele für seine größten halten. Das „Streichquartett op. 131“ ist vielleicht seine bedeutendste Leistung in diesem ganz eigenen Stil. In sieben miteinander verbundenen Sätzen, von denen einige gewichtig, andere flüchtig und rätselhaft sind, führt er uns durch ein breites Spektrum an Emotionen, die sich oft an der Schmerzgrenze der Intensität bewegen. Es beginnt mit einer langsamen, verzweifelt-traurigen Fuge, die der Resignation nahekommt. Daraus entwickelt sich ein zaghaft-verspieltes Scherzo, ein Rezitativ zwischen Komik und Leidenschaft. Es führt zu einer Abfolge von langsamen Variationen, die sich zu einer schmerzlichen Ekstase aufschwingen. Im Scherzo ist die gute Laune wiederhergestellt – oder doch nicht? Es überrascht wenig, dass die Stimmung in einem winzigen Adagio in pure Trauer umschlägt. Danach versucht ein energisches Allegro, dem Ganzen einen Sinn zu geben und endet mit einer seltsam zweideutigen Geste des Trotzes. Als Franz Schubert eine frühe Aufführung dieses Quartetts hörte, soll er gesagt haben: „Was bleibt uns nach diesem Werk noch zu schreiben?“