Als „reines Glück“ bezeichnet der Dirigent Michael Waldron seine Entdeckung von „Variations on a Hymn by Orlando Gibbons“, einem Stück des englischen Komponisten Lennox Berkeley, das seit seiner Uraufführung beim Aldeburgh Festival 1952 praktisch unbeachtet geblieben war. „Ich war in einem Musikgeschäft und fand eine Gesangspartitur dazu“, erzählt Waldron bei Apple Music. „Ich habe recherchiert und herausgefunden, dass es noch nie aufgenommen worden war.“ Es bildet das Herzstück von „Colourise“, Waldrons neuem Album mit der London Choral Sinfonia, deren musikalischer Leiter er ist. Die weiteren Stücke auf dem Album sind vermeintlich bekannter, enthalten aber auch Überraschungen. Ralph Vaughan Williams’ „5 Mystical Songs“ wird nicht in der üblichen Version mit großem Orchester aufgeführt, sondern in einer eigenen Bearbeitung des Komponisten für Streicher und Klavier. „Das lässt die Intimität und Unmittelbarkeit des Textes viel besser zur Geltung kommen“, sagt Waldron. Auch Vaughan Williams’ beliebtes „The Lark Ascending“ wird, so Waldron, „durch eine neue Linse betrachtet.“ Normalerweise unterstützt ein Orchester die aufsteigende Solovioline, doch in „Colourise“ sorgen die Stimmen der London Choral Sinfonia für eine glanzvolle Begleitung. Oder wie Waldron ergänzt: „Etwas Altes und Schwarz-Weißes wird in ein neues Licht gerückt.“