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Ralph Vaughan Williams
- R. VAUGHAN WILLIAMS
- “Fantasie über ein Thema von Thomas Tallis”
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Biografie
Ralph Vaughan Williams war ein Verfechter des ländlichen englischen Volksliedes und der Tudor-Musik und entwickelte aus diesen Bestandteilen einen eigenen, dezidiert nationalen Stil. Der 1872 in Gloucestershire geborene Komponist wuchs mit dem europäischen Mainstream auf – einer Mischung aus Georg Friedrich Händel, Felix Mendelssohn Bartholdy und Johannes Brahms. Seine Wiederentdeckung alter und fast vergessener Elemente der Musik seines Landes trug erstmals Früchte, als er 1906 „The English Hymnal“ herausgab: Er führte sowohl Volkslieder (viele davon transkribierte er aus dem Gesang der Landarbeiter) als auch vernachlässigte Tudor-Melodien wieder ins allgemeine Bewusstsein ein und schrieb mehrere von diesen Quellen inspirierte Werke. Sein Stil wurde mit den Jahren immer individueller: So spielten auch Elemente aus der Fremde, etwa die neuartigen Orchesterklänge, die er während seines Studiums 1907-08 bei Maurice Ravel kennenlernte, eine Rolle. Der Idealismus und Mystizismus des Dichters Walt Whitman fand seinen Eingang in „A Sea Symphony“ von 1909 und im „Dona Nobis Pacem“ von 1936. Die typisch wehmütige Stimmung seiner Musik kam zum ersten Mal in der „Fantasia on a Theme by Thomas Tallis“ (1910) voll zum Ausdruck. Während sein populäres „The Lark Ascending“ (1914) seine Liebe zur englischen Landschaft widerspiegelt, zeigt sich in seinem Oratorium „Sancta civitas“ (1925), dem vom britischen Dichter und Mystiker William Blake inspirierten „Hiob“ (1930) und seiner wilden „Sinfonie Nr. 4“ (1934) eine härtere, energischere Seite. In seinen späten Sechzigern begann Williams eine erfolgreiche Karriere als Filmkomponist, die ihren Höhepunkt im Soundtrack zu „Scotts letzte Fahrt“ (1948) fand. Er starb im Jahr 1958, nur wenige Monate nach der Premiere seiner „Sinfonie Nr. 9“.