In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wandte sich eine Handvoll osteuropäischer Komponist:innen, darunter Arvo Pärt, Henryk Górecki und der Ukrainer Valentin Silvestrov, von der Avantgarde ab. Sie widmeten sich sanfteren, tonalen Stilen – ein Schritt, der beim Publikum bestens ankam.
Silvestrovs Musik zu hören, ist wie ein Blick auf die Klassik und Romantik durch Milchglas – in „Kitsch-Musik“, einer wunderschönen Sammlung von Klavierminiaturen, erklingen geisterhafte Fragmente von Robert Schumann, Johannes Brahms oder Frédéric Chopin, als wären sie vollständig improvisiert. Alexei Lubimovs Spiel ist durchdrungen von offensichtlicher Zuneigung für diese Musik.
Ebenso faszinierend sind die elf Lieder von „Stufen“, Vertonungen russischer Poesie sowie eines Gedichts des englischen Dichters John Keats. Die üppige, reine Stimme der Sopranistin Viktoriia Vitrenko passt perfekt zu diesen berührenden Werken, die sanft wie ein ruhiger See dahingleiten.
Abgerundet wird das Album durch fünf bezaubernde Stücke für Klavier solo. Die letzten, nachdenklichen „Two Pieces for Piano Solo“ wurden 2023 in Berlin uraufgeführt, der Stadt, in die Silvestrov bei Kriegsbeginn in der Ukraine fliehen musste.