Exile

Wenn es unterwegs weniger befahrene Straßen gibt, nimmt Geigerin Patricia Kopatchinskaja diese gerne. Ein Großteil ihrer Diskografie rückt weniger bekannte Bereiche des Repertoires ins Licht, und „Exile“ ist da keine Ausnahme. Hier werden Komponist:innen gezeigt, die ihr Heimatland verlassen mussten, und die Stücke, die sie schrieben. Der Russe Iwan Wyschnegradsky (1893-1979) ist einer von ihnen. Sein 1931 komponiertes pointiertes „Streichquartett Nr. 2“, ruft mittels Vierteltönen einen Eindruck von Benommenheit und Unsicherheit hervor. Kopatchinskaja hat den Soloteil in Andrzej Panufniks Violinkonzert (1971), wo ihr scharfes, durchdringendes Spiel eine farbenfrohe Begleitung von den Streichern der Camerata Bern erhält. Das hyperaktive Finale zeigt sowohl Kopatchinskaja als auch das Orchester von ihrer besten Seite. Funken fliegen auch im elektrisierenden mittleren Satz von Alfred Schnittkes „Cellosonate Nr. 1“, arrangiert für Cello, Streicher und Cembalo. Die Chemie zwischen Kopatchinskaja und den Spieler:innen der Camerata Bern war unüberhörbar hervorragend, was dieses Album vom Anfang bis zum Ende zu einem herausragenden Hörerlebnis macht.