Anlässlich des 250. Geburtstags von Jane Austen präsentiert die Pianistin Jeneba Kanneh-Mason eine faszinierende EP mit Musik, die der englischen Schriftstellerin vermutlich vertraut war. „Ich habe mich nicht nur immer wieder in Jane Austens Welt vertieft, sondern mir auch zu jedem ihrer Romane einen Soundtrack vorgestellt“, erzählt Kanneh-Mason im Gespräch mit Apple Music Classical. Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert war Musik ein zentraler Bestandteil der Familienunterhaltung, weshalb fortgeschrittene Klavierkenntnisse weitverbreitet waren. „Ich wusste, dass Jane Austen selbst Pianistin war und ihre Familie zu Hause gemeinsam musizierte – ähnlich wie meine eigene. Deshalb war es für mich ganz selbstverständlich, dieser Idee weiter nachzugehen.“
Kanneh-Mason beginnt mit einer Klaviersonate von Joseph Haydn – wunderschön nuanciert und artikuliert. Haydn war zu seiner Zeit bei Amateurpianist:innen sehr beliebt, und es gibt sogar eine Kopie der Sonate in Austens eigener Handschrift, die sich in der Musiksammlung der Familie befindet. Auch die Musik von Georg Friedrich Händel ist vertreten, mit Auszügen aus zwei Suiten des Barockkomponisten. Laut Kanneh-Mason wurde Händel regelmäßig beim „Hampshire Music Meeting“, einem lokalen Musikfestival, gespielt. „Jane Austens Klavierlehrer, Dr. George Chard, half bei der Organisation des Festivals und kuratierte das Programm“, fügt sie hinzu. „Die Musiksammlung der Familie Austen umfasst außerdem Bearbeitungen von Händels Vokalwerken.“
„Jane Austen’s Piano“ enthält auch Musik, die in den Romanen der Autorin ausdrücklich erwähnt wird. „Robin Adair (Theme and Variations)“ von George Kiallmark erscheint in „Emma“, und Kiallmark selbst trat häufig beim „Hampshire Music Meeting“ auf. Der englische Komponist Johann Baptist Cramer ist der einzige, den Austen namentlich erwähnt. Seine Musik wird – ebenfalls in „Emma“ – als „etwas ganz Neues“ beschrieben. Cramers kurze „Etüde Nr. 3 in a‑Moll“ ist für die meisten Amateurmusiker:innen leicht spielbar. Sie weist Elemente von Franz Schubert und Ludwig van Beethoven auf, und ihr Hauch von früher Romantik mag für die Ohren der jungen Austen verlockend modern geklungen haben.
Ein kurzer Auszug aus Dario Marianellis Soundtrack zur Verfilmung von „Stolz und Vorurteil“ aus dem Jahr 2005 (mit Keira Knightley und Matthew Macfadyen in den Hauptrollen) würdigt den Zauber von Austens Werk auf das Kino. Er ist zugleich eine Hommage an das 20‑jährige Jubiläum des oscarnominierten Films.