- WIR EMPFEHLEN
- 2023 · 5 Titel · 1 Std. 7 Min.
Sinfonie Nr. 5 in cis‑Moll
Mit seiner Fünften Sinfonie (1901-02) verzichtet Gustav Mahler endgültig auf alle verbalen Requisiten (Programme, Titel, gesungene Texte) und lässt die Musik für sich sprechen. Zugegeben, er hat den ersten Satz Trauermarsch genannt, aber eigentlich braucht es diese Bezeichnung nicht: Der Tod wird in spektakulärem, makabrem Pomp präsentiert, dann in melancholischer Trostlosigkeit, mit Anklängen an ein jüdisches Volkslied. Ein turbulentes Allegro („Stürmisch bewegt“) versucht, dieser bedrückenden Vision zu entkommen, und streift einen Moment hymnischen Glanzes, bevor es schließlich wieder in die Dunkelheit des ersten Satzes zurückfällt. Musiker:innen und Kommentierende haben sich viel über das gestritten, was als Nächstes passiert: Ein energisches, letztlich manisches, walzerartiges Scherzo bricht auf die Bühne wie ein Feuerwerk bei einer Totenwache – wie passt das zu dem, was wir zuvor gehört haben? Aber Mahler war sich sehr wohl bewusst, dass das Leben voller Rätsel und Paradoxien ist, während der musikalische Faden durchgängig bleibt. Nach dem frenetischen Abschluss des Scherzos folgt das berühmte Adagietto für Streicher und Harfe, das Mahler als Liebeslied ohne Worte für seine neue Frau Alma konzipierte. Daraus entwickelt sich ein kraftvoll fugales Rondo-Finale, das auf die vorangegangenen Sätze zurückblickt und in einer triumphalen Wiederkehr der Hymne aus dem zweiten Satz gipfelt, die nun bis zum entschiedenen Dur-Schluss durchgehalten wird. Aber ist dies wirklich ein Triumph? Bestehen noch ungelöste Spannungen? Fragen wie diese sind es, die Mahlers Vision so modern und so unendlich faszinierend machen.