In dieser erstaunlich vielseitigen Sammlung von Stücken gibt der französische Pianist David Kadouch stets den Ton an mit einer spritzigen, aber einfühlsamen Aufführung von Francis Poulencs „Hommage à Edith Piaf“. Es ist ein Stück, das sich stilistisch irgendwo zwischen der Salon-Welt von Frédéric Chopin und den Nachtclubs, in denen Piaf auftrat, bewegt.
Danach folgt Pjotr Iljitsch Tschaikowskis „Walzer der Blumen“, auf extravagante Weise interpretiert vom legendären Pianisten und Komponisten Percy Grainger. Kadouchs auffällige und verführerische Aufführung genießt den hedonistischen und sinnlichen Charakter.
Die Komponist:innen in Kadouchs Programm, alle aus der LGBTQ+ Community, konnten für gewöhnlich ihre Liebe nicht in der Öffentlichkeit ausdrücken. Für sie war Musik ein Ort, an dem sie einfach sie selbst sein konnten. Doch oft ist die Musik subtiler als bei Grainger – manchmal ist da Schwermut (wie in Poulencs „Mélancolie“) oder brütende Leidenschaft (so in Ethel Smyths eindringlichem Fragment „Aus der Jugendzeit!!“).
Es gibt auch Entdeckungen zu machen. So enthalten die drei bisher nicht aufgezeichneten Stücke der polnischen Cembalistin Wanda Landowska ein virtuoses und betörendes „Feu follet“. Am beachtlichsten und beeindruckendsten sind die Variationen eines polnischen Volksmusikthemas von Karol Szymanowski. Diese beschreiben einen dramatischen Bogen, einschließlich eines kraftvollen und düsteren romantischen Trauermarsches („Var. VIII“). Zum Schluss steht ein Finale, das mit einem überschäumenden Triumph beginnt und dann ernst mit einer feierlichen, aber zunehmend reichhaltiger strukturierten Fuge fortsetzt.