Das Prélude entstand vor rund drei Jahrhunderten als weitgehend improvisierte Einleitung zu einem größeren Werk. In der Klassik trat es dann in den Hintergrund, bevor Frédéric Chopin es als einer der Ersten wieder populär machte und 1839 seine bahnbrechende Sammlung von 24 Préludes vollendete. Seitdem hat sich das Prélude zu einem Medium entwickelt, mit dem Komponist:innen sich frei, prägnant und ohne formale Einschränkungen ausdrücken können.
Es ist ein Genre, das Mao Fujita fasziniert. Seine EP „6 Preludes“ knüpft an seine Erkundung dreier Sammlungen zu je 24 Préludes von Frédéric Chopin, Alexander Skrjabin und Akio Yashiro aus dem Jahr 2024 an. „6 Preludes“ präsentiert kurze Klavierwerke von Maurice Ravel, César Franck, Federico Mompou, Sergei Rachmaninow, Ferruccio Busoni und Charles-Valentin Alkan. „Ich habe Stücke ausgewählt, in denen sich der Charakter des jeweiligen Komponisten auch in diesen kurzen Werken zeigt“, sagt der Pianist gegenüber Apple Music Classical. „Ich wollte verstehen, was jedem von ihnen wichtig ist und was ihre Musik so ansprechend macht.“
Jedes Prélude, so fährt er fort, gebe ihm die Möglichkeit, verschiedene Ausdrucksformen seines Spiels zu erkunden: „Ich überlege gern, wie ich ein Stück interpretieren soll“, erzählt er. Ravel zeigt sich in seinem Prélude als typisch prägnant und verdichtet die Essenz seines Stils in kaum mehr als einer Minute, während Franck eine seiner beliebtesten Melodien präsentiert. Busoni und Alkan beschwören jeweils Pastiches des 18. Jahrhunderts herauf, und Rachmaninow bietet etwas, das eher einem Nocturne im Stil Chopins ähnelt. Am meisten fasziniert Fujita jedoch Mompous Oase der Ruhe: „Sie hat einen besonderen Klang, als spräche sie von irgendwo jenseits dieser Welt“, sagt er. „Auch die Art und Weise, wie das Stück endet, ist sehr schön.“