Sinfonie Nr. 5 in d‑Moll

Op. 47

Es sagt viel über Dmitri Schostakowitsch aus, dass er nach dem Trauma seiner offiziellen Denunziation im Jahr 1936 und während der darauffolgenden schrecklichen Isolation in der Lage war, eines seiner besten und beliebtesten Werke zu komponieren. Die Rede ist von der „Sinfonie Nr. 5“ (1937), bei der Schostakowitsch vor einem schwierigen Balanceakt stand: Wenn er überleben wollte, musste er eine Sinfonie komponieren, die den Forderungen der sowjetischen Behörden nach zugänglicher, positiver Musik entsprach, wenngleich er den Gedanken nicht ertragen konnte, seine Integrität zu opfern. Die „Sinfonie Nr. 5“ ist sicherlich zugänglicher, lyrischer, weniger manisch und bissig-dissonanter als die weise, zurückhaltende „Sinfonie Nr. 4“. Hinzu kommt ihr fulminantes, fanfarenverstärktes Dur-Schlussstück, das die Verantwortlichen im Kreml offenbar davon überzeugte, dass tragische Emotionen akzeptabel sind, sofern es einen politisch korrekten Ansatz für sie gibt. In den letzten Jahren wurde über das Ende des Werks kontrovers diskutiert: Ist es triumphal oder grimmig-ironisch? Schostakowitsch war sicherlich ein Meister der Ironie und der Zweideutigkeit, aber war er nicht auch ein wenig stolz darauf, ein so großartiges Werk geschaffen zu haben? Wie dem auch sei, viele seiner russischen Landsleute reagierten prompt auf die tragischen Elemente, besonders im wunderschönen, langsamen Satz. Die Uraufführung in Leningrad wurde mit einer halbstündigen Ovation bedacht, und der Dirigent Jewgeni Mrawinski hob die Partitur unter tosendem Applaus in die Höhe.

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