Cellosuite Nr. 1 in G‑Dur
Hörer:innen von Johann Sebastian Bachs „Suiten für Violoncello solo“ lauschen einer Musik, die im Wesentlichen für Interpret:innen bestimmt ist und für die Kammermusik konzipiert wurde. Dennoch ist das eröffnende Präludium der „Suite Nr. 1 G‑Dur“ nicht ohne einen Hauch von theatralischem Drama. Es beginnt, wie die ersten Präludien des Werkes „Das Wohltemperierte Klavier“, mit fingerschmeichelnden, weit auseinanderliegenden Mustern, die einfache, zugrunde liegende Akkordfolgen ausarbeiten. Nach der Hälfte des Stücks wird der:die Solist:in jedoch freier und begibt sich auf eine spontanere, kadenzartige Reise, die sich in winzigen melodisch-chromatischen Schritten zu einem Höhepunkt steigert, bevor er:sie zur Schlusskadenz galoppiert. Während die folgende Allemande weit über ihre ursprünglichen Tanzschritte hinaus stilisiert wurde, hat die abschließende Gigue noch viel von ihrem authentischen Schwung. Sie demonstriert auch Bachs Vorliebe für asymmetrische Strukturen. Die zweite Hälfte ist doppelt so lang wie die erste, und sie suggeriert auf humorvolle Weise, dass sie mit einer ähnlichen chromatischen Passage endet wie die erste, nur um dann in eine neue Richtung abzubiegen.